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Warum Weihnachtsgerüche direkt ins Herz gehen

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    Die menschliche Duftwahrnehmung unterscheidet sich grundlegend von anderen Sinnesleistungen, was vor allem in der Weihnachtszeit durch die starke emotionale Aufladung von Aromen wie Zimt, Anis oder Nadelholz deutlich wird. Die biologische Ursache hierfür liegt in der speziellen Verschaltung der Riechbahn im Gehirn, die als einzige Sinnesbahn die Filterstation des Thalamus umgeht und stattdessen direkt den Paleocortex, den entwicklungsgeschichtlich ältesten Teil des Gehirns, erreicht. In diesem Prozess werden Geruchsinformationen unmittelbar an die Amygdala, das Zentrum für emotionale Bewertung, und den Hippocampus, der für das Gedächtnis zuständig ist, weitergeleitet.

    Eine Besonderheit dieses neuronalen Mechanismus ist die Tatsache, dass Gerüche oft ohne einen logischen Zeitstempel im autobiografischen Gedächtnis verankert werden. Dies führt dazu, dass das erneute Wahrnehmen eines spezifischen Duftes kein bloßes Erinnern auslöst, sondern ein Gefühl des unmittelbaren Wiedererlebens erzeugt, als sei die ursprüngliche Situation, etwa das Backen in der Kindheit, noch gegenwärtig.

    Dass gerade Weihnachtsgerüche eine so intensive Wirkung entfalten, liegt zudem an der hohen Prägekraft der ersten zehn Lebensjahre, in denen ein Drittel unseres autobiografischen Gedächtnisses geformt wird. Da diese Zeit meist stark von Traditionen geprägt ist, entstehen tiefe Verknüpfungen zwischen bestimmten Düften und festlichen Ereignissen. Diese Assoziationen sind jedoch stark kulturell bedingt: Während im deutschsprachigen Raum Lebkuchen und Glühwein dominieren, sind es in anderen Regionen wie Großbritannien eher Minze oder herzhafte Fleischgerichte, die das neuronale „Weihnachtsgefühl“ aktivieren.


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