Lehrerinnen und Lehrer machen heute viel mehr als das, wofür sie eigentlich ausgebildet sind, denn ein großer Teil ihrer Arbeitszeit wird von nicht-pädagogischen Tätigkeiten in Anspruch genommen, von IT- und Verwaltungsaufgaben bis hin zur Organisation der nächsten Klassenfahrt. Für viele Aufgaben in der Schule gibt es längst etablierte Berufsbilder: Sozialpädagogen oder Inklusionsassistenten, Erzieher oder Psychologen. Notwendig geworden sind sie durch zunehmend heterogene Klassen, Ganztagsschulen oder die Folgen von Corona. Doch die meisten öffentlichen Schulen verfügen über zu wenig solches Personal, wie eine Umfrage unter Schulleitungen gezeigt hat, d.h. mehr als die Hälfte der Schulen hat nur eine Handvoll Fachkräfte, die pädagogisch, beratend oder therapeutisch tätig sind. Ähnlich dünn sind die Organisationsstrukturen: Nur etwa jede zehnte Schule verfügt über einen IT-Spezialisten, sechs Prozent der Schulen haben eine Schulleitung und fünf Prozent eine zusätzliche Verwaltungsangestellte. In Australien, Neuseeland oder Kanada, aber auch in Finnland oder Estland gibt es bereits ganz andere Berufsbilder: Der Bildungstechnologe beispielsweise arbeitet an der Schnittstelle von Pädagogik und IT, kennt sich mit digitalen Werkzeugen aus, die das Lehren und Lernen unterstützen, und führt schulinterne Lehrerfortbildungen durch. Der Teacher Librarian ist Lehrer und Bibliothekar in einem, betreut die Projektarbeit der Schüler und vermittelt ihnen Medien- und Ressourcenkenntnisse in der Schulbibliothek. In den USA verfügen große Schulen über professionelle Berater für das College-Studium (College Advisors) oder die Berufswahl (Career Coaches).
Quelle
Die ZEIT Nr. 36/2023