Jeden Tag werden die Menschen mit Reizen konfrontiert, die mit Lebensmitteln in Verbindung gebracht werden und darauf abzielen, die Aufnahme von Nahrungsenergie zu stimulieren. Das Gehirn spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle, da es die kognitive Entscheidungsfindung und das Essverhalten beeinflusst, sowohl auf individueller als auch auf sozialer Ebene und insbesondere bei Fettleibigkeit. Experten zufolge ist die Suche nach wirksamen Gegenmaßnahmen gegen die zunehmende Verbreitung von Fettleibigkeit bislang weitgehend erfolglos geblieben, was zum Teil auf falsche Vorstellungen und Annahmen darüber zurückzuführen sein könnte, wer für das Problem verantwortlich ist. Fettleibigkeit wird von der Gesellschaft und bis zu einem gewissen Grad auch von den Betroffenen selbst als das Ergebnis schlechter individueller Entscheidungen angesehen, was bedeutet, dass die Verantwortung für die Vermeidung von Übergewicht oder Fettleibigkeit oder gar deren Heilung allein bei den Einzelnen liegt. Die Gesellschaft fördert jedoch viele Entscheidungen, die der Gesundheit schaden können. Die neurowissenschaftliche Forschung hat insbesondere gezeigt, dass es allgemeine Unterschiede im Verhalten und in den kognitiven Fähigkeiten zwischen Menschen mit und ohne Adipositas gibt. Beispielsweise reagieren Menschen mit Fettleibigkeit anders auf Umweltreize, die mit Essen in Verbindung stehen. Für diese Gruppe ziehen diese Reize eher die Aufmerksamkeit auf sich und lösen ein automatisches Annäherungsverhalten aus. Darüber hinaus werden epigenetische Veränderungen, die durch Ernährung oder Fettleibigkeit verursacht werden, über die Keimbahn an die nächste Generation weitergegeben.