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Kleiner Ratgeber für Einschlafprobleme

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    Schlaflosigkeit ist in den meisten Fällen kein Zeichen von Willensschwäche, sondern ein Ausdruck innerer Unruhe, d. h., doe Gedanken kreisen, der Körper bleibt angespannt, und das Gefühl, funktionieren zu müssen, hält wach. Doch der Weg in die Ruhe beginnt selten mit Zwang, sondern mit Zuwendung – zu sich selbst, zu dem, was gerade ist. Wer lernt, seine Gedanken zu beobachten, statt sie zu bekämpfen, und dem Körper durch achtsame Berührung Sicherheit vermittelt, findet meist leichter zurück in den Schlaf.

    Eine wirksame Methode ist die Selbstberuhigungsübung, die auf einer Kombination aus Achtsamkeit, Körperwahrnehmung und Selbstakzeptanz beruht. Zunächst geht es darum, zu spüren, was einen wachhält: vielleicht Sorgen, Ärger, eine diffuse Unruhe oder einfach das Gefühl, angeknipst zu sein. Statt diese Empfindungen zu verdrängen, lohnt es sich, sie bewusst wahrzunehmen – wo sie im Körper sitzen, wie sie sich anfühlen. Dann folgt eine einfache, körperliche Geste: Man legt die Hand auf den Brustkorb, links über dem Herzen, und reibet die Stelle sanft mit der Handfläche. Während man das tut, bleibt man mit der Aufmerksamkeit bei der Unruhe oder dem Gedanken, der einen gerade beschäftigt. Dieses gleichzeitige Wahrnehmen und Berühren wirkt erstaunlich tief, denn es verbindet Körper und Geist und signalisiert dem Nervensystem, dass es sicher ist, loszulassen. Man kann diesen Moment mit einem beruhigenden Satz unterstützen, etwa: „Auch wenn ich gerade nicht schlafen kann, bin ich in Ordnung, so wie ich bin.“ Oder: „Ich bleibe hier und jetzt sicher und geborgen.“ Solche Worte sind kein leeres Mantra, sondern eine Form innerer Fürsorge. Wer sich selbst mit Milde begegnet, kann leichter abschalten. Wann wiederholt dabei die Berührung ein- oder zweimal und lässt die Wärme nachklingen. Viele Menschen spüren, dass sich eine angenehme Schwere oder Geborgenheit einstellt – als hätte der Körper verstanden, dass er zur Ruhe kommen darf.

    Auch kleine Bewegungs- und Atemübungen können helfen, die Gedanken zu beruhigen. Eine besonders einfache Methode ist das Bewegen der Augen zur Seite: dabei legt man sich auf den Rücken, hält den Kopf ruhig und lässt nur die Augen langsam nach links und rechts wandern. Dabei bleibt man in der jeweiligen Position, bis sich eine leichte Entspannung einstellt. Diese Übung spricht das vegetative Nervensystem an und kann Müdigkeit fördern, ohne dass man sich anstrengen muss.

    Ebenso hilfreich ist eine Atemreise. Man stellt sich beim Ein- und Ausatmen vor, dass man in einen stillen See eintaucht und mit jedem Atemzug tiefer sinkt – bis man beim Ausatmen wieder an die Oberfläche steigt. Mit der Zeit taucht man immer flacher, bis man schließlich aus dem Wasser steigt und sich in der Sonne wärmt. Diese sanften Bilder führen den Geist fort vom Grübeln und hin zu einem friedlichen, rhythmischen Erleben, das sich dem Atem angleicht. Wem Wasser unangenehm ist, kann sich stattdessen einen Delfin oder eine Schwalbe vorstellen – wichtig ist nur, dass das Bild ruhig und wiederkehrend bleibt.

    Auch Worte können zur Brücke in den Schlaf werden. Man sucht sich ein Wort, das Ruhe ausstrahlt – etwa „Tiefe“, „Wärme“, „Schlafen“ oder „Liebe“ – und lässt es im Rhythmus des Atems mitschwingen. Beim Einatmen spricht man innerlich die erste Silbe, beim Ausatmen die zweite. Dieses leise, rhythmische Denken kann die innere Unruhe sanft überdecken, bis der Körper von selbst in den Schlaf gleitet.

    Schlaf findet Menschen meist dann, wenn sie aufhören, ihn zu erzwingen. Indem man den eigenen Körper mit Wärme und Akzeptanz wahrnimmt, den Geist in sanfte Bilder führt und den Atem als beruhigenden Taktgeber nutzt, entsteht Raum für das, was von selbst geschieht: Ruhe. Man sollte daher die Nacht nicht als Gegner, sondern als Gelegenheit sehen, als Rückkehr zu sich selbst, Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug.