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Wie erreicht man geistige Fitness im Alter?

    Aktuelle neurowissenschaftliche Forschung zeigt, dass die langfristige Erhaltung und Steigerung kognitiver Fähigkeiten nicht allein von klassischen Denksportaufgaben oder einmal erlernten Fertigkeiten abhängt, sondern vor allem von fortwährender mentaler und körperlicher Herausforderung.
    Eine Untersuchung Schubert (2025) verdeutlicht, dass bei Menschen mit höherer Intelligenz eine besonders präzise und flexible Koordination langsamer Gehirnwellen (Theta-Wellen) auftritt. Diese Wellen unterstützen kognitive Kontrollprozesse, indem sie Ablenkungen minimieren und den Fokus beim Aufgabenwechsel rasch wiederherstellen. Trainingsformen wie Sudoku oder Memory verbessern zwar die Leistung in der geübten Aufgabe, führen jedoch selten zu einer Übertragung auf andere kognitive Bereiche. Effektiver ist das kontinuierliche Erlernen neuer Fähigkeiten, etwa einer Fremdsprache oder Sportart, wobei die stärksten positiven Effekte in den ersten Monaten auftreten. Wer geistig jung bleiben möchte, sollte daher immer wieder neue, stimulierende Umgebungen aufsuchen.

    Eine Längsschnittstudie von Blackmore et al. (2025) zeigte, dass gezieltes körperliches Training die hippocampusabhängige Kognition über Jahre verbessern kann. In der Studie wurden 151 gesunde ältere Erwachsene (65–85 Jahre) zufällig drei Gruppen zugeteilt: niedrigintensives Training (LIT), moderates Training (MIT) und hochintensives Intervalltraining (HIIT). Nach sechs Monaten zeigte nur die HIIT-Gruppe signifikante Verbesserungen im hippocampusabhängigen Lernen, eine Verlangsamung des altersbedingten Volumenverlusts im Gehirn und eine verbesserte funktionelle Konnektivität zwischen neuronalen Netzwerken. Diese Effekte hielten bis zu fünf Jahre nach Trainingsbeginn an. Biomarker wie der Brain-Derived Neurotrophic Factorkorrelierten mit den Leistungssteigerungen, was in Zukunft bei der Auswahl geeigneter Trainingsprogramme helfen könnte.

    Diese Ergebnisse legen nahe, dass nachhaltige geistige Fitness aus einer Kombination von mentaler Flexibilität durch wiederholtes Neulernen und gezielter körperlicher Belastung – insbesondere hochintensivem Intervalltraining – resultiert. Diese Maßnahmen können nicht nur den altersbedingten kognitiven Abbau verlangsamen, sondern möglicherweise die geistige Leistungsfähigkeit über Jahre hinweg stabilisieren oder sogar steigern.

    Literatur

    Blackmore, D. G., Schaumberg, M. A., Ziaei, M., Belford, S., To, X. V., O’Keeffe, I., Bernard, A., Mitchell, J., Hume, E., Rose, G. L., Shaw, T., York, A., Barth, M., Cooper, E. J., Skinner, T. L., Nasrallah, F., Riek, S., & Bartlett, P. F. (2025). Long-term improvement in hippocampal-dependent learning ability in healthy, aged individuals following high intensity interval training. Aging and Disease, 16(3), 1732–1754.
    Schubert, A.-L. (2025). Dynamische Prozesse im Gehirn und ihre Bedeutung für die Intelligenz. Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Interview in BuzzFeed News Deutschland / IPPEN.MEDIA.