Montagsstress ist ein weit verbreitetes Phänomen, das nicht nur gefühlt, sondern auch physiologisch nachweisbar ist. Bereits am Sonntagabend beginnt bei vielen Menschen der sogenannte „Sunday Night Blues“: Gedanken an berufliche Pflichten, unerledigte Aufgaben und der Verlust des Wochenendgefühls sorgen für innere Unruhe. Studien zeigen, dass diese Vorbelastung körperliche Auswirkungen hat. So konnte in einer Untersuchung der Universität Hongkong bei über 3500 Personen ein deutlicher Anstieg des Stresshormons Cortisol festgestellt werden – insbesondere bei jenen, die montags unter besonderem Druck stehen. Im Vergleich zu anderen Wochentagen lagen ihre Cortisolwerte um etwa 23 % höher. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass dieser erhöhte Wert über Wochen hinweg bestehen bleibt, was auf eine Störung der hormonellen Stressregulation (HPA-Achse) hinweist.
Die gesundheitlichen Konsequenzen sind erheblich: Bereits bekannte Zusammenhänge zwischen Montagsstress und Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden durch diese Erkenntnisse untermauert. So besteht montags ein um fast 20 % erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder plötzlichen Herztod. Auch psychosomatische Beschwerden wie Kopf- und Bauchschmerzen können auf chronischen Arbeitsstress zurückgeführt werden. Auffällig ist, dass dieser sogenannte Montagseffekt nicht nur Erwerbstätige betrifft: Selbst Rentner zeigen erhöhte Cortisolspiegel, was auf langfristige Auswirkungen von beruflichem Stress oder andere Auslöser schließen lässt.
Weitere Studien, etwa von Weigelt, Siestrup und Prem (2021), zeigen, dass die emotionale Belastung montags vor allem durch den Kontrast zum Wochenende entsteht. Das Energielevel steigt freitags oft durch Vorfreude auf freie Tage („Thank-God-It’s-Friday“-Effekt) und fällt sonntags mit dem Blick auf die kommende Arbeitswoche wieder ab. Entscheidend für das Wohlbefinden ist auch der Schlaf in der Nacht von Sonntag auf Montag. Ein erholsamer Schlaf kann die negative Wirkung des Montagmorgens abschwächen, während schlechter Schlaf das Stressgefühl verstärkt. Positive Erwartungshaltungen auf kommende Arbeitsaufgaben wirken sich ebenfalls lindernd auf den Montagsblues aus.
Nicht zuletzt zeigt sich der Montagsstress auch in wirtschaftlichen Kennzahlen: Leistungseinbußen, eine erhöhte Zahl an Arbeitsunfällen und eine verstärkte Krankheitsanfälligkeit zu Wochenbeginn sind gut dokumentiert. Der Umgang mit dem Montag als psychisch und physiologisch besonders herausforderndem Tag sollte daher nicht unterschätzt werden – sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene.
Literatur
Stangl, W. (2025, 14. Juli). Montagsblues. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik. https://lexikon.stangl.eu/32052/montagsblues
Weiget, O., Siestrup, K., & Prem, R. (2021). Continuity in transition: Combining recovery and day-of-week perspectives to understand changes in employee energy across the 7-day week. Journal of Organizational Behavior, 42, 567–586.