Koffein ist ein weit verbreitetes Stimulans, das tagsüber zur Steigerung von Konzentration und Wachheit genutzt wird. Seine Wirkung auf den Schlaf wird jedoch häufig unterschätzt. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Koffein auch Stunden nach dem Konsum die nächtliche Gehirnaktivität beeinflusst. Dabei bleibt das Gehirn aktiver als im Normalzustand – ein Zustand erhöhter „Kritikalität“, der tagsüber vorteilhaft, nachts jedoch hinderlich für Erholung und Regeneration ist. Besonders beeinträchtigt wird der REM-Schlaf, eine Schlafphase, die für Gedächtnisbildung und emotionale Verarbeitung entscheidend ist. Koffein stört in dieser Phase die für die Erholung typischen langsamen Gehirnwellen, was langfristig kognitive Prozesse beeinträchtigen kann.
Junge Erwachsene reagieren besonders empfindlich auf Koffein, da ihr Gehirn über mehr Adenosinrezeptoren verfügt, die durch Koffein blockiert werden. Dies verhindert das natürliche Ruhe-Signal. Zusätzlich deuten Studien auf strukturelle Veränderungen der grauen Substanz im Gehirn hin, insbesondere im Hippocampus – einem Areal, das mit Gedächtnisfunktionen in Verbindung steht. Diese Veränderungen sind jedoch bei längerer Koffeinabstinenz reversibel.
Zur Verbesserung der Schlafqualität wird daher empfohlen, koffeinhaltige Getränke ab dem Nachmittag zu vermeiden, die individuelle Empfindlichkeit gegenüber Koffein zu berücksichtigen und Koffein bewusst sowie nicht als Ersatz für ausreichend Schlaf einzusetzen.
Literatur
Lin, Y.-S., Weibel, J., Landolt, H.-P., Santini, F., Meyer, M., Brunmair, J., … & Reichert, C. F. (2021). Caffeine-induced plasticity of grey matter volume is associated with changes in functional connectivity. Universität Basel. NeuroImage, 228, 117713.