Intelligenz ist ein fesselndes psychologisches Konzept, das wichtige Lebensergebnisse beeinflusst, wie Bildungserfolg und berufliche Leistung, die Gesundheit und die Lebenserwartung. Auch wegen dieser hohen Vorhersagekraft ist es wichtig, die grundlegenden kognitiven und biologischen Mechanismen zu entschlüsseln, die Intelligenzunterschiede bewirken.
Bekannt ist bisher, dass neben der Kapazität des Arbeitsgedächtnisses besonders auch die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung eine große Rolle bei der Erklärung von Intelligenz – auch als kognitive Leistungsfähigkeit bezeichnet – einnimmt. So weisen etwa intelligentere Personen in der Regel schnellere Reaktionszeiten auf. Diese schnelleren Reaktionszeiten spiegeln sich sowohl in einfachen als auch in komplexeren Aufgaben wider und gelten als Indikatoren effizienter kognitiver Verarbeitung (Sheppard & Vernon, 2008). Welche neuronalen Ursachen für die kognitiven Prozesse und damit für Gedächtnisprozesse, Aufmerksamkeit und Verarbeitungsgeschwindigkeit entscheidend sind, ist noch Thema vieler Studien. Forschung im Bereich der kognitiven Neurowissenschaften deutet darauf hin, dass strukturelle Hirneigenschaften wie die Dicke der kortikalen Schichten und das Volumen bestimmter Hirnregionen, insbesondere des präfrontalen Kortex und des Parietallappens, in engem Zusammenhang mit Intelligenz stehen (Jung & Haier, 2007).
Auch die Effizienz der neuronalen Netzwerke, gemessen etwa durch funktionelle Konnektivität und neuronale Synchronisation, scheint maßgeblich dafür zu sein, wie schnell und genau Informationen verarbeitet werden können (Haier, 2017). Bildgebende Verfahren wie die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) und die Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI) ermöglichen dabei Einblicke in die Dynamik und Integrität dieser Netzwerke. Insbesondere die Integrität der weißen Substanz, die für die Kommunikation zwischen verschiedenen Hirnregionen verantwortlich ist, wurde wiederholt mit höheren Intelligenzleistungen in Verbindung gebracht (Penke et al., 2012).
Insgesamt deuten diese Forschungerkenntnisse darauf hin, dass Intelligenz ein Produkt komplexer neurobiologischer Prozesse ist, bei denen sowohl strukturelle Merkmale des Gehirns als auch funktionelle Interaktionen eine zentrale Rolle spielen.
Literatur
Haier, R. J. (2017). The neuroscience of intelligence. Cambridge University Press.
Jung, R. E. & Haier, R. J. (2007). The Parieto-Frontal Integration Theory (P-FIT) of intelligence: Converging neuroimaging evidence. Behavioral and Brain Sciences, 30, 135–154.
Penke, L., Maniega, S. M., Bastin, M. E., Valdés Hernández, M. C., Murray, C., Royle, N. A. & Deary, I. J. (2012). Brain white matter tract integrity as a neural foundation for general intelligence. Molecular Psychiatry, 17, 1026–1030.
Sheppard, L. D. & Vernon, P. A. (2008). Intelligence and speed of information-processing: A review of 50 years of research. Personality and Individual Differences, 44, 535–551.
Stangl, W. (2011, 29. Juli). Intelligenz – was ist das?. [werner stangl]s test & experiment.
https://testexperiment.stangl-taller.at/testintelligenzwasistdas.html
Stangl, W. (2019, 29. April). Selbständige Regulation der Erregbarkeit in Neuronen. Stangl notiert ….
https:// notiert.stangl-taller.at/grundlagenforschung/selbstaendige-regulation-der-erregbarkeit-in-neuronen/