Hypnose wird heute in der Medizin und Psychotherapie vielseitig eingesetzt – etwa zur Schmerzbehandlung, Raucherentwöhnung, Geburtsbegleitung oder bei psychischen Problemen. Hypnose gilt als ältestes Verfahren mit medizinischer, psychotherapeutischer und psychosomatischer Tradition. Die mit ihrer Hilfe induzierte Trance kann als Bewusstseinszustand mit vermehrter psychosomatischer Durchlässigkeit und kognitver Flexibilität betrachtet werden (verbesserte Vorstellung, Assoziations- und Dissoziationsfähigkeit, Wahrnehmungs- und Zeitverszerrung u.a.). Hypnose umfaßt als Sonderform solche Verfahren wie Meditation, autogenes Training, Entspannung u.ä.. Ihre Ursprünge reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück, wobei frühe Beiträge von Franz Anton Mesmer, James Braid und Jean-Martin Charcot die Grundlagen für die moderne klinische Hypnose legten. Heute versteht man darunter eine therapeutisch geleitete Trance, bei der Patienten durch sprachliche Anleitung in einen entspannten, fokussierten Bewusstseinszustand versetzt werden. In dieser Phase können gezielte Suggestionen genutzt werden, um etwa Schmerzen zu lindern oder Verhaltensänderungen zu unterstützen.
Neurowissenschaftliche Studien mit bildgebenden Verfahren zeigen, dass während der Hypnose tatsächlich Veränderungen im Gehirn stattfinden – etwa eine verstärkte Aktivität in bestimmten Hirnregionen wie dem Frontalhirn oder dem Gyrus lingualis sowie veränderte EEG-Muster. Allerdings sind diese Befunde uneinheitlich und schwer vergleichbar, da es an standardisierten Methoden mangelt und Hypnose als Phänomen sehr komplex ist.
In der praktischen Anwendung gibt es gemischte Ergebnisse. Zur Raucherentwöhnung etwa kommt ein Cochrane-Review aus dem Jahr 2019 zu dem Schluss, dass keine klare Überlegenheit der Hypnose gegenüber anderen Methoden besteht. Ein neueres Review von 2025 bewertet die Wirksamkeit positiver: Zwei Drittel der betrachteten Studien fanden Hinweise auf eine hilfreiche Wirkung, wenngleich viele auf subjektiven Angaben beruhen, was die Aussagekraft einschränkt.
In der Geburtshilfe zeigt sich ebenfalls ein differenziertes Bild. Zwar kann Hypnose laut Studien den Bedarf an Schmerzmitteln während der Wehen reduzieren, jedoch nicht den Einsatz von Epiduralanästhesie oder andere medizinische Parameter messbar beeinflussen. Positive Effekte scheinen eher im psychischen Bereich zu liegen: Schwangere fühlen sich durch Hypnose besser vorbereitet, zuversichtlicher und erleben die Geburt oft als weniger belastend – ein Effekt, der das subjektive Geburtserleben verbessern kann.
Bei akuten Schmerzen, insbesondere bei experimentell erzeugten Schmerzen, konnte eine Metaanalyse mit 85 Studien deutliche analgetische Effekte nachweisen. Besonders effektiv ist Hypnose bei Menschen mit mittlerer bis hoher hypnotischer Empfänglichkeit, bei denen Schmerzreduktionen von bis zu 42 Prozent erreicht wurden. Bei wenig empfänglichen Personen blieben die Effekte gering. Für chronische Schmerzen liefert diese Analyse allerdings keine Aussagen.
In der Psychotherapie hat der Wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer die Hypnotherapie als wissenschaftlich anerkanntes Verfahren in bestimmten Anwendungsbereichen eingestuft, etwa bei psychosomatischen Erkrankungen oder Abhängigkeitserkrankungen. Das verleiht der Methode ein gewisses Maß an offizieller Legitimität innerhalb der medizinischen Praxis.
Hypnose zeigt zwar in vielen Studien messbare Effekte und wird zunehmend anerkannt, jedoch ist die Qualität der wissenschaftlichen Evidenz oft uneinheitlich oder methodisch unzureichend. Viele Erkenntnisse basieren auf kleinen Stichproben oder subjektiven Einschätzungen. Zudem spielt die individuelle Hypnotisierbarkeit eine entscheidende Rolle für den Therapieerfolg. Während Hypnose also durchaus wirksam sein kann, ist ihr Nutzen stark vom Kontext und der Person abhängig, was eine differenzierte Betrachtung notwendig macht.
Literatur
Revenstorf, D. (Hrsg.) (1990). Klinische Hypnose. Heidelberg: Springer.
Revenstorf, D. & Prudlo, U. (1992). Wissenswertes zum Thema Hypnose und Hypnotherapie.
WWW: https://www.stangl-taller.at/paedpsych/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD/PSYCHOLOGIEORD/Hypnose.html (94-11-17)
Stangl, W. (2015, 17. Mai). Kann man mit Hypnose das Lernen erleichtern? News zum Thema Lernen.
https://news.lerntipp.at/kann-man-mit-hypnose-das-lernen-erleichtern/.