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Warum sind manche Menschen intelligenter als andere?

    Unterschiede in kognitiven Leistungen, das ist inzwischen durch umfangreiche Forschungsergebnisse unbestreitbar belegt, lassen sich im Wesentlichen auf zwei grundlegende Aspekte zurückführen: Zum einen spielt die individuelle, einzigartige Struktur der Vernetzung der Nervenzellen im Gehirn eine entscheidende Rolle. Diese Struktur, die sich im Laufe des Lebens durch Erfahrungen und Lernprozesse herausbildet, bestimmt die Bahnen, auf denen Informationen fließen und wie effizient verschiedene Hirnareale miteinander interagieren können. Die Dichte und Komplexität dieser neuronalen Netzwerke variiert von Person zu Person und beeinflusst maßgeblich die Fähigkeit, komplexe Probleme zu lösen, neue Informationen aufzunehmen und kreative Ideen zu entwickeln.

    Zum anderen ist es unerlässlich, auf die funktionellen Besonderheiten, also die Art und Weise der Kommunikation zwischen den Nervenzellen, einzugehen. Hierbei geht es nicht nur um die bloße Existenz von Verbindungen, sondern vielmehr um die Effizienz und Präzision der Signalübertragung. Neurotransmitter, die chemischen Botenstoffe, spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie Informationen von einer Nervenzelle zur nächsten transportieren. Die Menge, Art und Geschwindigkeit dieser Übertragungsprozesse beeinflussen die Geschwindigkeit und Genauigkeit der Informationsverarbeitung im Gehirn. Eine optimierte Kommunikation zwischen den Nervenzellen ermöglicht es, Informationen schneller zu verarbeiten, relevantere Informationen hervorzuheben und irrelevante Informationen auszublenden.

    Zudem manifestiert sich zunehmend deutlicher in der neurowissenschaftlichen Forschung, dass Intelligenz nicht lediglich einen isolierten Aspekt des Denkorgans betrifft, sondern vielmehr eine komplexe Gesamtleistung jener rund 1,4 Kilogramm schweren Masse im Schädel des Menschen darstellt. Diese Gesamtleistung ist das Resultat der koordinierten Zusammenarbeit verschiedener Hirnareale, die jeweils spezifische Aufgaben übernehmen und gleichzeitig miteinander interagieren, um komplexe kognitive Prozesse zu ermöglichen. Intelligenz ist demnach kein singuläres Merkmal, sondern ein vielschichtiges Konstrukt, das verschiedene Fähigkeiten wie Problemlösung, logisches Denken, sprachliche Kompetenz und räumliches Vorstellungsvermögen umfasst.

    Interessanterweise konnte festgestellt werden, dass eine intelligente Person nicht zwangsläufig ein geschickter Netzwerker im sozialen Sinne sein muss. Die Fähigkeit, soziale Beziehungen zu knüpfen und aufrechtzuerhalten, ist zwar eine wichtige Kompetenz, aber sie korreliert nicht zwangsläufig mit hoher kognitiver Leistungsfähigkeit. Darüber hinaus fungiert das Gehirn intelligenter Menschen gewissermaßen als ein raffinierter Inhibitor. Es ist nicht nur darauf ausgelegt, bestimmte kognitive Prozesse zu verstärken, sondern auch andere gezielt zu unterdrücken. Die vorliegende empirische Evidenz deutet nämlich stark darauf hin, dass das menschliche Gehirn nicht ausschließlich darauf ausgerichtet ist, spezifische kognitive Prozesse zu verstärken und zu beschleunigen. Stattdessen scheint es eine breitere, übergeordnete kognitive Regel zu geben, die darauf abzielt, bestimmte kognitive Prozesse aktiv zu verlangsamen oder sogar vollständig zu unterbinden, während andere Prozesse ungestört fortgeführt werden können. Dieser Mechanismus ermöglicht es dem Gehirn, seine Ressourcen effizient zu verteilen und sich auf die gerade relevanten Aufgaben zu konzentrieren.

    Menschen mit hoher kognitiver Leistungsfähigkeit gelingt es in besonderer Weise, Störfeuer aus neuronalen Netzen, die zum Tagträumen, Abschweifen und unproduktiven Gedankenverlieren verleiten, zu unterbinden. Sie können ihre Aufmerksamkeit besser fokussieren und ihre Gedanken auf das Wesentliche konzentrieren. Dies ermöglicht den Teilnehmern eine verbesserte Konzentration, eine fokussierte Arbeitsweise und somit eine höhere Effizienz bei der Bewältigung von Aufgaben. Diese Fähigkeit, irrelevante Informationen auszublenden und Ablenkungen zu widerstehen, ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg in vielen Bereichen des Lebens, von der akademischen Leistung bis hin zur beruflichen Karriere.

    Literatur

    Stangl, W. (2011, 29. Juli). Intelligenz – was ist das?. [werner stangl]s test & experiment.
    https://testexperiment.stangl-taller.at/testintelligenzwasistdas.html
    Stangl, W. (2019, 29. April). Selbständige Regulation der Erregbarkeit in Neuronen. Stangl notiert ….
    https:// notiert.stangl-taller.at/grundlagenforschung/selbstaendige-regulation-der-erregbarkeit-in-neuronen/