Vorbemerkung
Eine der menschenfeindlichsten bzw. menschenverachtenden Praktiken innerhalb einer religiösen Gemeinschaft ist neben dem Menschenopfer der Exorzismus der katholischen Kirche. Diese auch noch heute ausgeübte Praxis – so sehr sie von den Protagonisten auch schöngeredet wird (siehe unten) – ist nichts anderes als der Mord bzw. der Mordversuch an der Psyche eines Menschen (von den Vertretern euphemistisch „Seele“ genannt). Exorzismen gibt es auch in freien christlichen Gemeinschaften, in denen vermeintlich Besessene von Dämonen, Geistern oder gar vom Teufel befreit werden. Einheitliche Kriterien für den Exorzismus wie in der katholischen Kirche gibt es dort nicht.
Historisch betrachtet gehört der Exorzismus – auch Teufels- oder Dämonenaustreibung – zum Bereich der seit der Antike üblichen apotropäischen Handlungen, wobei der Exorzist zumeist beschwörende Exorzismusformeln nutzt, um mit dem vermeintlichen Dämon in Kontakt zu treten und ihn schließlich zum Verlassen des Körpers zu bewegen. Es handelt sich dabei um Maßnahmen im Rahmen eines Abwehrzaubers, mit denen schädigender Zauber ferngehalten oder unwirksam gemacht werden soll, Abwehrzauber wird auch zu einem großen Teil außerhalb religiöser Zusammenhänge praktiziert, etwa beim Tragen von Amuletten, bestimmten Tätowierungen und Kleidungsstücken.
Die Kritik am Exorzismus aus der Perspektive der Psychologie bezieht sich dabei vor allem auf die Bedenken, dass Fälle, die als Besessenheit interpretiert werden, in Wirklichkeit psychische Erkrankungen oder andere medizinische Zustände sind, die eine professionelle Behandlung erfordern. Psychologen und Psychiater argumentieren, dass der Exorzismus als vorgeblich heilender Akt nicht nur ineffektiv ist, sondern auch das Wohl des Patienten gefährden kann. Hier sind einige zentrale Kritikpunkte aus der Perspektive der wissenschaftlichen Psychologie:
1. Verwechslung von psychischen Störungen mit Besessenheit
Ein häufiger Kritikpunkt ist, dass Symptome von psychischen Erkrankungen, die von der Psychologie und Psychiatrie gut verstanden und behandelbar sind, fälschlicherweise als „dämonische Besessenheit“ interpretiert werden. Zu den häufigsten psychischen Störungen, die fälschlicherweise als Besessenheit angesehen werden können, gehören:
- Schizophrenie: Symptome wie Halluzinationen (z.B. das Hören von Stimmen) und Wahnvorstellungen können leicht als Zeichen von Besessenheit missverstanden werden.
- Dissociative Identitätsstörung (früher als Multiple Persönlichkeitsstörung bekannt): Betroffene können sich in verschiedenen Persönlichkeiten zeigen, was von außen wie eine „Dämonenbesessenheit“ wirken kann.
- Epilepsie: Bestimmte Arten von Anfällen, insbesondere solche, die mit einem Verlust des Bewusstseins oder extremen körperlichen Reaktionen einhergehen, könnten als „dämonische Manifestationen“ missverstanden werden.
- Psychische Traumafolgestörungen: Menschen, die traumatische Erlebnisse durchlebt haben, können Verhaltensweisen zeigen, die von Außenstehenden als „unmenschlich“ oder „übernatürlich“ wahrgenommen werden.
Psychologen kritisieren, dass in vielen dieser Fälle statt einer ernsthaften psychologischen oder medizinischen Untersuchung eine spirituelle Diagnose gestellt wird, die die tatsächliche Behandlung verzögert oder verhindert.
2. Gefährdung der Patienten
Ein weiteres zentrales Argument gegen den Exorzismus aus psychologischer Sicht ist, dass diese Praktiken gefährlich sein können. Anstatt die zugrunde liegende psychische Erkrankung zu behandeln, könnten Exorzismen den Zustand des Patienten verschlechtern. Hier einige der möglichen Gefahren:
- Verstärkung von Angst und Trauma: Menschen, die an psychischen Erkrankungen leiden, wie etwa Schizophrenie oder posttraumatische Belastungsstörungen, könnten durch die Vorstellung, von Dämonen besessen zu sein, noch größere Ängste entwickeln. Der Exorzismus könnte ihr Gefühl der Entfremdung und des „Abnormen“ verstärken und damit den psychischen Zustand verschlechtern.
- Physische und emotionale Schäden: In vielen Exorzismus-Ritualen kommt es zu körperlicher Gewalt oder zu extremen emotionalen Belastungen, die den Patienten körperlich und psychisch weiter schädigen können. Berichte über Exorzismen, die zu Verletzungen oder sogar zum Tod führen, gibt es immer wieder.
- Vernachlässigung von medizinischer Behandlung: Wenn Menschen, die tatsächlich eine medizinische Behandlung benötigen, stattdessen einen Exorzismus durchlaufen, kann sich ihre Krankheit verschlimmern. Besonders gefährlich ist dies bei körperlichen Erkrankungen oder ernsthaften psychischen Störungen, bei denen der Verzicht auf eine medizinische Therapie lebensbedrohlich sein kann.
3. Wissenschaftliche Erklärung und Rationalität
Psychologen und Psychiater basieren ihre Diagnosen auf wissenschaftlich fundierten Methoden, die auf einer gründlichen Untersuchung des Patienten beruhen. Sie verwenden Diagnosewerkzeuge wie Interviews, Tests und Beobachtungen, um festzustellen, ob jemand an einer psychischen Erkrankung leidet, und bieten dann entsprechend Behandlungen an, die evidenzbasiert sind.
Der Exorzismus dagegen basiert nicht auf wissenschaftlichen Methoden, sondern auf einer religiösen und spirituellen Weltanschauung. Psychologen werfen dem Ritual vor, dass es nicht in der Lage ist, die wahren Ursachen für das Verhalten des Patienten zu identifizieren und zu behandeln. Stattdessen stützt es sich auf übernatürliche Erklärungen, die weder empirisch überprüfbar noch wissenschaftlich anerkannt sind.
4. Stigmatisierung und Schuldzuweisung
Ein weiteres Problem ist die potenzielle Stigmatisierung der betroffenen Person. Wenn jemand in einer katholischen oder anderen religiösen Tradition als „besessen“ betrachtet wird, kann dies zu einem tiefgreifenden Gefühl der Scham und Schuld führen. Die Vorstellung, von einem Dämon oder bösen Geist kontrolliert zu werden, kann das Gefühl von Autonomie und Identität stark beeinträchtigen.
Psychologen betonen, dass solche Erfahrungen zu einem Gefühl der Entfremdung führen können. Die Person könnte sich als „anders“ oder „nicht normal“ empfinden und Schwierigkeiten haben, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Dies kann die psychische Gesundheit weiter verschlechtern.
5. Mangel an empirischer Evidenz
Die Psychologie legt großen Wert auf die Beweisführung durch empirische Forschung. Da es keine wissenschaftlichen Belege für die Existenz von Dämonen oder übernatürlichen Wesen gibt, werden Exorzismen von Psychologen als unwirksam und unbegründet angesehen. Anstatt den Patienten auf eine spirituelle Weise zu behandeln, raten Psychologen dazu, evidenzbasierte psychologische Therapieansätze wie kognitive Verhaltenstherapie, Psychopharmaka und andere wissenschaftlich fundierte Interventionen zu verwenden.
6. Verzögerung der richtigen Hilfe
Die Durchführung von Exorzismen anstatt einer ordnungsgemäßen psychologischen oder psychiatrischen Behandlung kann den Heilungsprozess erheblich verzögern. Besonders bei schweren psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie, schweren Depressionen oder Angststörungen kann der Verzicht auf moderne medizinische Behandlung zu einer Chronifizierung der Krankheit führen. Der Fall der Austreibung an der 23 Jahre alten Studentin Anneliese Michel aus Klingenberg in Bayern hat im katholischen Deutschland ein Trauma ausgelöst und wirkt bis heute nach. Sie war 1976 nach einem Exorzismus in ihrem Elternhaus gestorben. Die Eltern und die beteiligten Priester wurden wegen unterlassender Hilfeleistung zu Bewährungsstrafen verurteilt. Spätere medizinische Gutachten kamen zu dem Schluss, dass Anneliese Michel nicht nur an Epilepsie, sondern auch an einer schweren psychogenen Psychose litt.
Fazit: Die Kritik der Psychologie am Exorzismus
Aus Sicht der Psychologie sind Exorzismen problematisch, weil sie potenziell gefährlich sind, eine falsche Diagnose fördern und den Patienten in eine vermeintliche „Geisteskrankheit“ einordnen, ohne die zugrunde liegende psychische Erkrankung zu behandeln. Statt dämonischer Besessenheit sehen Psychologen in den meisten Fällen psychische Störungen, die mit modernen, evidenzbasierten therapeutischen Methoden behandelt werden können. Die Praxis des Exorzismus kann zudem zu einem weiteren Trauma führen und in vielen Fällen wertvolle Zeit und Ressourcen für die richtige Behandlung verschwenden.
Der Exorzismus in der katholischen Kirche heute
Der Exorzismus ist in der katholischen Kirche eine religiöse Handlung, bei der versucht wird, einen Menschen von bösen Geistern oder dämonischen Einflüssen zu befreien. Der rituelle Akt des Exorzismus ist in der katholischen Tradition tief verwurzelt und wird nur unter bestimmten Voraussetzungen durchgeführt, wenn der Verdacht besteht, dass jemand von einem Dämon besessen ist oder von bösen Geistern beeinflusst wird. Dieser Vorgang hat sowohl eine liturgische als auch eine theologische Bedeutung.
1. Theologische Grundlage
In der katholischen Lehre basiert der Glaube an Dämonen und Besessenheit auf der Vorstellung, dass der Teufel und seine Gefolgsleute versuchen, die Menschen von Gott abzuwenden. Die katholische Kirche erkennt an, dass Dämonen die Fähigkeit haben, in das Leben von Menschen einzugreifen, entweder durch Besessenheit, Obsession oder andere Formen der negativen spirituellen Beeinflussung.
Die Bibel enthält mehrere Stellen, in denen Jesus Dämonen austreibt (z.B. im Neuen Testament, in den Evangelien). Diese Praxis wird von der katholischen Kirche als Fortsetzung der Heilungs- und Befreiungstaten Jesu verstanden. Daher gehört der Exorzismus gleichsam zur Grundausstattung des Christentums: Schon Jesus hat der Sage nach den Besessenen von Gerasa von seinen Dämonen befreit – woraufhin diese in eine Herde von 2000 armen Schweinen fuhren (Mk 5,1-20). Von altkirchlicher Zeit bis heute ist der Exorzismus fixer Bestandteil der Taufliturgie („Ich widersage…“). Mörderischer Tiefpunkt war freilich der Zauber- und Hexenwahn, den das Konzil von Trient (1545-1565) mit dem „Rituale Romanum“ von 1614 einzudämmen versuchte. Der darin festgelegte „Große Exorzismus“ (siehe anschließend) galt im wesentlichen bis 1999.
2. Arten des Exorzismus
Es gibt zwei Hauptarten des Exorzismus in der katholischen Kirche:
- Kleiner Exorzismus: Dies ist eine weniger intensive Form, die als Teil der katholischen Liturgie und bei bestimmten Sakramenten, insbesondere bei der Taufe, angewendet wird. Hierbei handelt es sich um Gebete, die den Einfluss des Bösen abwehren und die Person vor bösen Mächten schützen sollen.
- Großer Exorzismus: Dies ist ein formeller, oft langwieriger Ritus, der von einem speziell ausgebildeten Priester durchgeführt wird. Er wird nur dann angewendet, wenn klar diagnostiziert wurde, dass eine Person besessen ist. Der Ritus ist sehr genau festgelegt und beinhaltet Gebete, die den Dämon vertreiben sollen. Der Priester verwendet speziell formulierte Gebete und kann auch religiöse Symbole wie Weihwasser oder das Kreuz einsetzen. Der große Exorzismus darf laut Kirchenrecht von 1983 nur nach Genehmigung des zuständigen Bischofs von einem eigens dafür ausgebildeten und befähigten Priester vorgenommen werden.
„Ich beschwöre dich, Satan, Feind des Heils der Menschen, erkenne die Gerechtigkeit und Güte Gottes, des Vaters, der deinen Hochmut und deinen Neid durch gerechtes Urteil verdammt hat: Weiche von diesem Diener Gottes […] Ich beschwöre dich, Satan, Fürst dieser Welt, erkenne die Macht und die Kraft Jesus Christi […] Weiche daher, Satan, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“
3. Voraussetzungen für einen Exorzismus
Die katholische Kirche hat klare Kriterien für die Durchführung eines Exorzismus. Die Kirche ist dabei sehr vorsichtig und prüft, ob es sich tatsächlich um eine Besessenheit handelt oder ob möglicherweise andere medizinische oder psychologische Ursachen für das Verhalten einer Person verantwortlich sind.
Ein Exorzismus wird nur dann durchgeführt, wenn:
- Eine medizinische Untersuchung keine körperliche oder psychische Ursache für das Verhalten des Betroffenen finden konnte.
- Die Person Zeichen von Besessenheit zeigt, die als übernatürlich oder über die normalen menschlichen Fähigkeiten hinausgehend angesehen werden (z.B. unverständliche Sprache, übermenschliche Stärke, Kenntnisse, die die Person nicht haben sollte).
Die Kirche fordert, dass vor der Durchführung eines Exorzismus eine gründliche Untersuchung erfolgt, um sicherzustellen, dass keine psychischen Erkrankungen oder andere natürliche Ursachen für das Verhalten vorliegen.
4. Der Ablauf eines Exorzismus
Der Ablauf des Exorzismus ist stark ritualisiert und umfasst Gebete, Beschwörungen und Liturgien, die speziell dazu dienen, den Dämon oder bösen Geist zu vertreiben. Einige Elemente des Exorzismus umfassen:
- Das Lesen von heiligen Schriften (z.B. Psalmen, Evangelien).
- Das Sprechen von Gebeten, wie das Vaterunser, das Gebet des Exorzismus und der Bekenntnisformeln.
- Die Weihe von Wasser (Weihwasser), das als symbolische Reinigung dient.
- Die Verwendung von Religiösen Symbolen wie dem Kreuz und heiligen Medaillen.
Der Exorzismus kann sehr intensiv und emotional sein, und es gibt Berichte über körperliche und psychische Reaktionen des Besessenen, die als Zeichen der Dämonenpräsenz gedeutet werden.
5. Der Exorzist
In der katholischen Kirche wird der Exorzismus in der Regel von einem ausgebildeten Exorzisten durchgeführt. Exorzisten sind Priester, die von ihrem Bischof für diese spezielle Aufgabe ausgewählt und ausgebildet wurden. Sie erhalten eine spezielle Ausbildung in Theologie, Psychologie und der Durchführung des Exorzismusritus.
Die Ernennung eines Exorzisten liegt in der Verantwortung des Bischofs, und in vielen Fällen gibt es nur einen oder zwei Priester, die speziell für diese Aufgabe zuständig sind. Das Amt des Exorzisten hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, da das Interesse an Exorzismen in der Gesellschaft zugenommen hat.
Seit 1994 gibt es eine Internationale Vereinigung der Exorzisten, der nicht nur Priester angehören. 2014 erkannte die vatikanische Kleruskongregation den Zusammenschluss offiziell an und billigte dessen Statuten. Gründer der Vereinigung war der 2016 verstorbene Priester Gabriele Amorth, dessen Leben die Vorlage für den fiktiven Horrorfilm „The Pope’s Exorcist“ liefert.
6. Exorzismus und moderne Medien
Exorzismen haben in den letzten Jahren durch Filme und Medienberichte an Aufmerksamkeit gewonnen. Filme wie Der Exorzist (1973) oder Exorzismus von Emily Rose (2005) haben die Vorstellung von Dämonenbesessenheit und Exorzismen in der Popkultur verstärkt.
Während diese Darstellungen oft dramatisiert sind, hat die katholische Kirche darauf hingewiesen, dass die tatsächliche Praxis des Exorzismus viel komplexer und weniger spektakulär ist. Es handelt sich um einen ernsten religiösen Akt, der mit Vorsicht und Hingabe durchgeführt wird.
7. Moderne Perspektiven
In der heutigen Zeit gibt es weiterhin Diskussionen über die Relevanz und Notwendigkeit von Exorzismen. Kritiker argumentieren, dass viele Fälle, die als Besessenheit interpretiert werden, auf psychische Erkrankungen wie Schizophrenie oder andere psychische Störungen zurückzuführen sind. Die katholische Kirche selbst betont, dass Exorzismen nur nach sorgfältiger Prüfung durchgeführt werden und niemals in Fällen ersetzt werden dürfen, in denen medizinische oder psychologische Hilfe erforderlich ist.
Anmerkung: Es muss dabei natürlich gefragt werden, was man in diesen Kreisen als sorgfältige Prüfung bezeichnet, denn in der Regel kommen keine unabhängigen Experten oder Expertinnen zur Beurteilung zu Wort, sondern Personen, die der Kirche mehr oder minder nahe stehen.
Trotz dieser Bedenken bleibt der Exorzismus ein fester Bestandteil des katholischen Glaubens, und es gibt immer noch Priester, die in dieser Praxis tätig sind.
Fazit
Der Exorzismus in der katholischen Kirche ist ein ritualisierter Akt, der darauf abzielt, eine Person von dämonischen Einflüssen oder Besessenheit zu befreien. Er basiert auf der theologisch-geistlichen Überzeugung, dass das Böse die menschliche Seele angreifen kann, und wird nur unter besonderen Umständen durchgeführt, wenn alle anderen Erklärungen für das Verhalten der Person ausgeschlossen werden können. Es bleibt ein faszinierendes und kontroverses Thema, das in der katholischen Kirche auch weiterhin eine wichtige Rolle spielt.
Dass der Exorzismus innerhalb der katholischen Kirche noch immer fröhliche Urständ feiert, kann man an einigen zufällig herausgegriffenen Pressemeldungen sehen:
Giorgio Marengo wird im August zum Kardinal kreiert. Der in der Mongolei tätige Bischof ist sei 20 Jahren Exorzist.
Vatikan (kath.net/Aleteia/jg)
Am 27. August wird Papst Franziskus 21 neue Kardinäle kreieren. Der jüngste ist der erst 48jährige Consolata-Missionar Bischof Giorgio Marengo, der seit 2020 die Apostolische Präfektur Ulaanbaatar in der Mongolei leitet. Dort war er zuvor als Priester tätig gewesen. Bischf Marengo ist seit 20 Jahren Exorzist und hat beim XVI. Kurs über den Exorzismus und das Befreiungsgebet am Päpstlichen Athenäum Regina Apostolorum in Rom im Mai 2022 einen Vortrag gehalten. Er sprach über die Rolle der Bischöfe beim Exorzismus. Er berichtete, dass ihn nicht nur Christen, sondern auch Nichtchristen aufsuchen, um sie von dämonischen Einflüssen zu befreien. In der Mongolei gibt es nur ungefähr 1.300 Christen bei einer Bevölkerung von 3 Millionen Menschen. Neben dem Buddhismus sind indigene religiöse Traditionen weit verbreitet, insbesondere Schamanismus. Es gibt auch Mischformen, sodass eine Zuordnung nicht immer eindeutig möglich ist. Dies sei bei Menschen, die sich in der Mongolei auf die Taufe vorbereiten, bemerkbar, stellte Marengo fest. Auffällig sei der dämonische Einfluss, der immer wieder anzutreffen sei. Katholische Priester müssten wie die Jünger Jesu Dämonen austreiben und Kranke heilen, sagte er. Die zunehmende Entchristlichung weltweit gebe dem Teufel ebenfalls die Möglichkeit, die Seelen von der Wahrheit Gottes wegzuführen.
Ukrainisch-Katholischer Priester betet Exorzismus für Putin
Tykhon Kubalka: Die Handlungen des russischen Präsidenten könnten von einem dämonischen Einfluss inspiriert sein.Lwiw (kath.net/CNS/jg)
Ein Priester der Ukrainisch-Katholischen Kirche hat angekündigt, täglich einen Exorzismus für die Befreiung des russischen Präsidenten Vladimir Putin durchzuführen. Putins Handeln könnte von einem dämonischen Einfluss inspiriert sein, schrieb Tykhon Kulbaka am 25. Februar auf Facebook. Er setzte seinen Eintrag mit der Einladung an andere Priester fort, es ihm gleich zu tun und forderte alle Gläubigen auf, ihn und die Priester in diesem Anliegen im Gebet zu begleiten und zu unterstützen. Kulbaka ist jetzt in Lwiw (dt. Lemberg) tätig. Er stammt aus Donezk und war im Juli 2014 für zwölf Tage in Haft. Er hatte einen „Gebets-Maidan“ in Donezk mitorganisiert. Die Veranstaltung war zu Beginn ökumenisch und wurde interreligiös als sich Moslems und Buddhisten daran beteiligten. Kubalka ist von russlandfreundlichen Kräften verhaftet worden, die sich für eine Abspaltung des Gebietes um Donezk von der Ukraine einsetzten.
Italien: Große Nachfrage nach Exorzisten, doch zu wenig Angebot
Exorzisten-Sprecher berichtet von sprunghaftem Anstieg der Zahl der Hilfesuchenden binnen weniger Jahre – Hintergrund vor allem Zulauf zu Sekten, okkulte Praktiken und psychische Krankheiten
Rom (kath.net/KAP) Pro Jahr suchen in Italien etwa 500.000 Menschen die Hilfe von Exorzisten. Doch von denen gebe es viel zu wenige, sagen Teilnehmer eines viertägigen Treffens katholischer Exorzisten, das bis Samstag in Palermo stattfand. Binnen weniger Jahre habe sich die Zahl der Hilfesuchenden verdreifacht. Auch wenn es keine genauen Zahlen gebe – „alle Menschen, die zu uns kommen leiden. Doch wir sind zu wenige; die Wartezeiten sind lang“, so der Sprecher der Internationalen Vereinigung katholischer Exorzisten, der Kapuzinerpater Paolo Carlin, gegenüber der Zeitung „Corriere della Sera“.
Auch wenn es in den wenigsten Fällen um Besessenheit gehe – wie im Film „Der Exorzist“ übertrieben dargestellt – und einige Menschen eher unter psychischen Krankheiten litten, so steige die Zahl diverser Abhängigkeiten etwa in Sekten extrem an, sagte der Ordensmann Benigno Palilla dem Portal Vatican News. Als Grund nennt er auch die „gestiegene Zahl von Menschen, die sich an Magier wenden, an Hexen, an Leute, die Karten legen“, so Palilla. „Und indem man das tut, öffnet man dem Dämon die Tür – und er Besessenheit.“
In Italien gibt es eine extrem große Zahl privater Lebensberater, Heiler und Zukunftsvorhersager, die als Magier, Zauberer, Geistheiler oder Hexen ihre Dienste anbieten. Derartige Werbeangebote sind im Alltag des Landes nahezu überall sichtbar.
„Viele Christen glauben nicht mehr an die Existenz des Bösen“, zitiert Vatican News den Theologen Cesare Truqui, Schüler des 2016 gestorbenen bekannten Exorzisten Gabriele Amorth. Daher würden zu wenige dieser speziellen Seelsorger ernannt, gebe es zu wenige junge Priester, die bereit seien, „die Lehre und die Praxis der Seelenbefreiung zu lernen“, so Truqui.
Der 2014 vom Vatikan anerkannte Exorzisten-Vereinigung gehörten etwa 400 Priester an, davon 240 in Italien, so der „Corriere“. Paolo Carlin warnt vor Betrügern, „die sich ‚Befreier‘, ‚Medium‘ oder ‚Geistheiler‘ nennen, aber nur Geld wollen“. Zudem gebe es manche, die es zwar gutmeinten, aber eher Schaden anrichteten. Exorzist, so der Ordensmann, könne nur ein Priester sein, der dazu von einem Bischof eigens beauftragt worden sei. Zudem brauche man als Seelsorger für solche schwierigen Fälle eine ständige Weiterbildung und einen erfahrenen Exorzisten an seiner Seite. Dazu wiederum diene die Tagung in Palermo.
Literatur
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