In einer Vielzahl von empirischen Studien wurde untersucht, ob sich bei älteren Menschen tatsächlich eine Zunahme an Starrsinnigkeit feststellen lässt, oder ob sie im Gegenteil durch eine größere Weisheit und Lebenserfahrung ausgezeichnet sind. Es hat sich gezeigt, dass es keinen zwangsläufigen Automatismus gibt, der Menschen im Alter starrsinniger werden lässt. Vielmehr kommt es zu einer Verstärkung der bereits vorhandenen Persönlichkeitsmerkmale und Wesenszüge. Im Allgemeinen lässt sich beobachten, dass ältere Menschen tendenziell verträglicher und risikoscheuer werden, aber gleichzeitig auch eine gewisse Verringerung ihrer Offenheit für Neues und Unbekanntes zeigen.
Diese Befunde verdeutlichen, wie wichtig es ist, vor vereinfachenden Stereotypen und Vorurteilen bezüglich des Alterns zu warnen. Das Altern ist ein sehr vielschichtiger und individueller Prozess, der von zahlreichen Faktoren beeinflusst wird. Neben der Persönlichkeit spielen hierbei auch der Bildungshintergrund, die sozioökonomische Situation, die Gesundheit sowie das jeweilige Umfeld und soziale Netzwerk eine entscheidende Rolle.
Zudem können manche Persönlichkeitsveränderungen, die im Alter beobachtet werden, durchaus auf gesundheitliche Probleme wie Sinneseinbußen, kognitive Einschränkungen oder chronische Erkrankungen zurückzuführen sein. Solche Verhaltensänderungen könnten fälschlicherweise als Altersstarrsinn interpretiert werden. Es ist daher von großer Bedeutung, ein differenziertes und nuanciertes Bild des Alterns zu bewahren und nicht vorschnell zu pauschalen Urteilen zu gelangen.
Vielmehr sollte man anerkennen, dass ältere Menschen weiterhin eine große Bandbreite an Persönlichkeiten und Verhaltensweisen aufweisen. Manche mögen tatsächlich etwas starrsinniger sein, andere dagegen zeichnen sich durch einen weisen und gelassenen Umgang mit Veränderungen aus. Diese Vielfalt des Alterns sollte respektiert und wertgeschätzt werden, anstatt sie auf vereinfachende Stereotype zu reduzieren.