Wenn man eine Nacht durchgemacht hat, ist man am nächsten Tag zwar total müde, aber auch aufgeregt und fröhlich, was aber nach ein paar Stunden wieder nachlässt. Neuen Untersuchungen an Mäusen zeigen, dass es noch einen antidepressiven Effekt gibt, der mehrere Tage anhält. Zum einen wird das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet, das für die gute Stimmung sorgt, zum anderen verändert sich aber auch die neuronale Plastizität des Gehirns, was den antidepressiven Effekt bewirkt. Die Wirkung von kurzfristigem Schlafentzug ist etwa so stark wie die einer Dosis Ketamin, doch die antidepressive Wirkung ist jedoch nur vorübergehend.
Siehe dazu Wachtherapie bzw. Schlafentzug, die als Therapie bei depressiven Erkrankungen eingeführt wurde, da bei sechzig bis siebzig Prozent der Betroffenen der Schlafentzug eine deutliche positive Wirkung zeigte. Ein Schlafentzug bedeutet, dass man eine ganze Nacht nicht schläft und auch den folgenden Tag bis zur gewohnten Zeit wach bleibt. Nach einer durchwachten Nacht, d.h., nach einer vollständig durchwachten Nacht oder nach Wachbleiben in der 2. Nachthälfte, etwa ab 1.00 Uhr, zeigen viele der depressiven KlientInnen eine deutliche Besserung der Symptome. Besonders Betroffene mit melancholischer Depression, mit starken Tagesschwankungen und bei Depressionen im Rahmen einer bipolaren Störung sprechen auf eine Schlafentzugstherapie gut an. Meist wird diese Therapie in Kliniken in Gruppen durchgeführt, wobei in der Nacht die verschiedensten Aktivitäten (Spaziergänge, Spiele, Kochen usw.) unternommen werden, um die Langeweile zu unterdrücken (Stangl, 2018).
Literatur
Stangl, W. (2018, 3. Mai). Wachtherapie. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
https:// lexikon.stangl.eu/7972/wachtherapie.