Die Amygdala ist verantwortlich für körperliche Angstreaktionen – Kampf-, Flucht- und Erstarrungsreaktionen sowie für den Anstieg von Blutdruck, Herz- und Atemfrequenz -, aber nicht für das Gefühl der Angst. Die Amygdala ist ein Gefahrendetektor, der nur unbewusste körperliche und physiologische Reaktionen steuert, wobei diese Reaktionen dem Überleben dienen, was etwa auch für Bakterien gilt, denn diese bewegen sich bei Gefahr ebenfalls weg, wozu sie dafür keine Angst zu spüren brauchen. Aber da dieses Gefühl in der Regel gleichzeitig mit den körperlichen und physiologischen Reaktionen auftritt, denken Menschen fälschlicherweise, dass die Angst die Ursache für diese Reaktionen ist. Angstgefühle sind wie alle Emotionen kognitive Interpretationen der Situation, in der sich ein Mensch befindet. Angst ist nur die Interpretation bzw. die Erkenntnis, dass man sich in Gefahr befindet, wobei dieses Gefühl aus einer Vielzahl von Informationen entsteht. Wenn man sich etwa vor einer Schlange befindet, dann braucht man zunächst die Wahrnehmung, um die Schlange zu sehen, man braucht das Gedächtnis, um zu wissen, dass manche Schlangen gefährlich sind, und um man sich etwa auch daran erinnern, dass Menschen vor Schlangen gewarnt haben. Die Amygdala versetzt Menschen daher in einen Zustand der Reaktionsbereitschaft, fixiert die Aufmerksamkeit auf die Schlange und aktiviert körperliche und physiologische Reaktionen, wobei all diese Informationen im Arbeitsgedächtnis zusammenlaufen und sich dort zu einem Gefühl der Angst verdichten. So sind Medikamente, die auf die Amygdala einwirken, eher geeignet, körperliche und physiologische Reaktionen zu verändern, als die Angstzustände selbst zu lindern, was aber in der Regel nicht ausreicht.
Literatur
Zusammengefasst nach einem Interview mit Joseph LeDoux in Spektrum.de.
WWW: https://www.spektrum.de/news/bewusstsein-ein-grossteil-unseres-verhaltens-entsteht-unbewusst/2132640 (23-04-25)