Viele Menschen haben im Zusammenhang mit ihren Eltern zahlreiche Verletzungen, Ablehnungen und Verlassenheitsängste erlebt, wobei diese negativen Kindheitserfahrungen von vielen ein Leben lang mit sich herumgetragen werden. Solche Erfahrungen können manche Menschen ein Leben lang begleiten und sie daran hindern, ein positives Bild über diese Zeit zu finden. Um solche Erfahrungen verarbeiten zu können, ist aber ein Blick zurück unumgänglich, denn Verdrängen funktioniert in diesen Fällen selten.
Der nächste Schritt ist, sich in die Zeit zu versetzen, als man ein Kind von etwa acht bis zehn Jahren war und wie es damals bei den Eltern aussah. Damit das gelingen kann, stellt man sich vor, wie die Räume aussahen, in denen man lebte, an welche Geräusche, Gerüche oder Farben man sich noch erinnern kann. Dann stellt man sich typische Situationen mit Vater und Mutter vor, wobei man seine Gedanken bewusst in eine positive Richtung lenken sollte, indem man an Momente denkt, in denen der Vater oder die Mutter Stärkendes und Positives mitgegeben hat. Dazu kann man sich folgende Fragen stellen: Was haben Mutter oder Vater getan oder gesagt, was positiv geprägt hat? Gibt es Sätze oder Gesten, die dabei geholfen haben? Welche Botschaft lag darin? Wie hilft das vielleicht das heute? Kann man drei Schätze bzw. positive Ereignisse aus der Familie aufzählen? Diese kann man dann als Erinnerungshilfe behalten, wenn man gerade einen positiven Blick auf seine eigene Familie braucht oder sich selbst stärken will.
In beinahe allen Familien gibt es auch belastende Situationen, an die man sich oft genauer erinnert, als an die positiven Erlebnisse, was teilweise mit der evolutionär bedingten Arbeitsweise des menschlichen Gedächtnisses zu tun hat. Daher sollte man hier vorsichtig auf die belastenden Aspekte der eigenen Kindheit eingehen. Dafür kann man an eine Situation denken, in der der Zuspruch oder die Hilfe gefehlt haben, und man damit eine wenig hilfreiche Prägung erfahren hat. Auch dazu kann man sich einige Fragen stellen: Was haben Mutter oder Vater getan oder gesagt, das verunsichert oder gehemmt hat? Gibt es Sätze oder Gesten, die Schwierigkeiten bereitet haben? Was hat gefehlt, was hätte man sich anders gewünscht?
Rückblickend kann man nun versuchen, sich in die Lage der Eltern zu versetzen, was vielleicht jetzt einfacher gelingt, da man nicht mehr in der Rolle des Kindes ist. Dadurch kann man unter Umständen besser verstehen, was das mit einem selber gemacht hat. Vielleicht kann man daraus Einsichten erzielen, die damals nicht möglich waren.