Fu et al. (2021) haben in Bezug auf Schmerzen gezeigt, dass sich Placebo und Nocebo auf neuronaler Ebene unterscheiden, also unterschiedliche neuronale Schaltkreise an den jeweiligen Effekten beteiligt sind. Die AutorInnen haben eine Meta-Analyse durchgeführt und die neuronalen Repräsentationen von Placebo-Analgesie verglichen. Kontrastanalysen bestätigten eine Placebo-spezifische Konkordanz im rechten ventralen Striatum (Belohnungsnetzwerk) und eine Nocebo-spezifische Konkordanz im dorsalen anterioren cingulären Kortex, der linken posterioren Insula und dem linken parietalen Operculum (Aversionsnetzwerk) während der kombinierten Schmerzantizipations- und Verabreichungsphasen. Dabei konnten in den Konnektivitätsanalysen keine überlappenden Regionen für diese beiden Prozesse gefunden werden, selbst wenn der Schwellenwert niedrig war. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Prozesse der Placebo-Analgesie und Nocebo-Hyperalgesie unterschiedliche neuronale Schaltkreise involvieren, was die Ansicht unterstützt, dass die beiden Phänomene über unterschiedliche neuropsychologische Prozesse ablaufen könnten. Allerdings lässt sich aus der Untersuchung nicht direkt ableiten, dass Placebo- und Noceboeffekte in der Psychotherapie über ähnliche Hirnschaltkreise wirken,, denn es wurden lediglich Studien berücksichtigt, bei denen die körperliche Schmerzwahrnehmung manipuliert worden war. Man müsste daher die neuropsychologischen Grundlagen der beiden Gegenspieler auch bei Menschen mit psychischen Erkrankungen eingehend untersuchen.
Literatur
Fu, Junjun, Wu, Shuyi, Liu, Cuizhen, Camilleri, Julia A., Eickhoff, Simon B. & Yu, Rongjun (2021). Distinct neural networks subserve placebo analgesia and nocebo hyperalgesia. NeuroImage, 231, doi:10.1016/j.neuroimage.2021.117833.